„Veränderungen“ ist das Schlagwort in der Gemeinde Göttingen im Rückblick auf die letzten beiden Jahre. Auch wenn sich die Mitgliederzahl aufgrund von Klärungen der Mitgliedschaft um 30 Personen reduziert hat, konnten wir in unserem Gemeindeleben viele neue Familien mit Kindern, viele Studenten, Singles und Ehepaare begrüßen. Nach dem ersten Schock des Pandemiebeginns suchten wir aktiv Kontakt zu den Geschwistern.
Viele Karten und Briefe wurden an Senioren und Alleinstehende geschickt, Päckchen für Familien gepackt, um die intensive Familienzeit zu durchstehen. Die geistliche Versorgung ist der Gemeindeleitung ein großes Anliegen. So haben wir in jeder Phase nach Möglichkeiten und Chancen gesucht
Schon eine Woche nach dem Gottesdienstverbot begannen Hörgottesdienste, die den Interessierten per E-Mail und auch per Telefon zugänglich gemacht wurden. In der Osterwoche gab es Stationen zu den Osterereignissen rund um das Gemeindehaus, zu dem man sich über die Homepage Zeitfenster buchen konnte. Außerdem feierten wir einen ersten Onlinegottesdienst gemeinsam mit der FeG. Der Gemeinde tat es gut nicht in eine Schockstarre zu fallen, sondern Wege des Glaubens zu finden. Das Gemeindezentrum wurde für einzelne Familien zum Spielen geöffnet, es wurde viel telefoniert und nach der Erlaubnis zu Gottesdiensten ab dem Mai 2020 wurden wieder regelmäßig Gottesdienste unter Berücksichtigung der Vorsichtsmaßnahmen gefeiert. Im Juni 2020 fingen wir auch wieder mit dem Kindergottesdienst an, draußen und mit viel Abstand, mit neuen kleinen Sitzgarnituren zum Sitzen und Basteln und mit großer Dankbarkeit der Eltern. In der kleinen Gruppe blieb immer ein Elternteil beim Kigo dabei, um auf die eigenen Kinder zu achten. So war auch für sie wieder Gemeinschaft möglich, die von der wachsenden Anzahl von Familien sehr wertgeschätzt wurde. In der Zeit des ersten Lockdowns fiel der Neubau unserer Toiletten im Erdgeschoss. Ein guter Zeitpunkt, da nur wenige Personen im Gemeindehaus waren. Im Sommer schloss sich die Sanierung unserer Gemeindeküche an und die Planung der Verbesserung unserer Akustiksituation. Es folgte die Sanierung der Toiletten im Keller. Inhaltlich beschäftigten wir uns mit der Herausforderung, dass immer weniger Personen Leitungsverantwortung für die Gemeinde übernehmen wollten. Ein Arbeitskreis entwickelte eine Struktur, die den Verantwortlichen in den Gruppen mehr Gestaltungsmöglichkeit im Gemeindeleben gibt. Die Finanzen werden nicht mehr von einer Person verwaltet, sondern von einem Team mit 5 Personen, die Teilverantwortungen übernahmen. Die Seelsorgearbeit der Ältesten entlasteten wir von der Verantwortung gleichzeitig Leitungsverantwortung tragen zu müssen. Und für die Verwaltung der Gemeindeimmobilien und Organisation des Gemeindelebens bekam ein Bereichetreffen mit mehr Eigenverantwortung. Ein neu entwickeltes Strategieteam hat die Aufgabe, mit den jeweils betreffenden Mitarbeitenden Gemeindebereiche weiter zu entwickeln und die Vision der Gemeinde im Blick zu haben. Außerdem ließen wir uns in einem Seminar zum Hörenden Beten schulen, um dem hörenden Gebet in unserer Gemeinde mehr Gewicht zu geben. Auf diese Weise wurde die Gemeindeleitung von vielen Themen entlastet und übernimmt mehr Kommunikationsaufgaben, als alles alleine gestalten zu müssen. Als Gemeinde beschäftigten wir uns in mehreren Gemeindeversammlungen mit dieser neuen Struktur und seit September 2021 konnten wir viele neue und auch bewährte Mitarbeitende für unsere Gremienarbeit gewinnen.
Da wir eine Gemeinde für Menschen sein wollen, fragten wir uns, wie wir es ihnen in unseren Gottesdiensten leichter machen können in Kontakt mit Christen aus der Gemeinde zu kommen und ihnen zu helfen, Heimat bei uns zu finden. So gibt es einmal im Monat ein „welcome“ für Neue in der Gemeinde. Die Musiker haben wir ermutigt nicht mehr jede Epoche der Musik bedienen zu müssen, sondern die Gemeinde musikalisch in die Gegenwart Gottes zu führen und Fragen des Geschmackes nicht mehr als vorrangig für die Liedauswahl zu sehen. Es gibt keinen sonntäglichen Wechsel der musikalischen Ausrichtung, sondern eine klar umrissene Auswahl von Liedern, mit der die Gottesdienste gestaltet werden. Wir sind dankbar, dass wir in den letzten beiden Jahren mehr als 20 neue Musiker in unsere Gottesdienste integrieren konnten und auch mehrere Geschwister an den ehrenamtlichen Predigtdienst heranführen konnten. Gleichzeitig freuen wir uns über den stark gewachsenen Seniorenkreis, den unser Pastor leitet, und der neben Kaffee, Kuchen und ausführlichem Bibelgespräch immer wieder dazu genutzt wird, die Senioren über die Entwicklungen in der Gemeinde zu informieren.
Wir sind dankbar für unsere drei Hauptamtlichen, die Hand in Hand in den unterschiedlichen Bereichen arbeiten und sich auch in der Krisenzeit gegenseitig stärken und motivieren konnten. Wir sind dankbar für die deutliche Verbesserung der Gesundheit unseres Pastors und für eine große Einheit in der Gemeinde trotz aller Veränderungen. Wir sind dankbar für das spürbar aufgeblühte geistliche Leben. Gott in Göttingen sichtbar werden zu lassen ist unser Wunsch und Auftrag.
Henrik Diekmann