Man mag es aus heutiger Sicht kaum glauben, aber im 19. Jahrhundert gab es ernsthafte Probleme für Bürger im heutigen Niedersachsen, die nur schlichte Christen sein wollten. Als Baptisten traten sie für das ein, was schon über dreihundert Jahre zuvor die Täuferbewegung der Reformationszeit wollte: Menschen zum Glauben an Christus einladen; Gemeinden – unabhängig vom Staat – bilden und nur wer glaubt, sollte sich taufen lassen. Gemeinden nach dem Vorbild des Neuen Testamentes wollten sie sein.
Das vertraten anfangs Männer wie Heinrich Sander aus Othfresen und Heinrich Cramme aus Salzgitter ab 1840 im Königreich Hannover und Herzogtum Braunschweig. Andere gesellten sich zu ihnen – alles Handwerker.
Keimzellen der aufkommenden Bewegung waren vor allem Salzgitter, Einbeck, Brome, Hannover, Braunschweig und Rinteln. Leute wie die Baptisten galten als staatsgefährdend. Religiöse Toleranz war in Deutschland fremd. Kirche und Staat konnte man sich nicht getrennt vorstellen. Freikirchliche Bestrebungen wurden deshalb nicht von ihrem Anliegen her verstanden, Menschen mit dem Evangelium vertraut zu machen. Gottesdienstliche Versammlungen, die nicht von der offiziellen Staatskirche ausgingen, galten als Gefährdung der öffentlichen Ordnung und wurden von der Staatsmacht verfolgt. Geldstrafen, Gefängnis und Zwangstaufen an Baptistenkindern gehörten dazu. So wurden nachweislich in den 1840er und 1850er Jahren allein im Raum Salzgitter und Braunschweig 15 Zwangstaufen aktenkundig. Häufig geschah dies unter roher Polizeigewalt. Das sind Vorkommnisse, die wir uns heute im ökumenischen Miteinander der Kirchen glücklicherweise kaum vorstellen können.
Trotz der vielfachen Repressionen des Anfangs konnten sich die Gemeinden weiter entwickeln. Sie vertraten mit Nachdruck ihre Forderung nach Glaubens- und Religionsfreiheit für jedermann.